Sahra Wagenknecht

»Die Wirtschaft muss kleinteiliger werden, um wieder kreativ und innovativ zu sein.«

Sahra Wagenknecht im Gespräch mit campus.de über ihr neues Buch "Reichtum ohne Gier", erschienen am 10.03.2016

17.03.2016

Was verstehen Sie unter Reichtum?

Sahra Wagenknecht: Ein materiell gutes Leben, finanziell sorgenfrei. Aber das genügt nicht. Reichtum schließt die Freiheit zu freier Zeit ein: Zeit für Liebe, Freundschaften, Natur und Kultur. Viele Millionen zu bunkern, Besitztümer als Statussymbole anzuhäufen, das ist für mich das Gegenteil von Reichtum, das ist armselig.

 

Mit dem Kapitalismus wurde uns viel versprochen: mehr Wohlstand, mehr Innovation mehr Freiheit. Doch mittlerweile besitzen die reichsten 1 Prozent der Weltbevölkerung mehr als alle anderen auf der Welt lebenden Menschen zusammen. Und weder Fleiß noch Qualifikation noch Zweit- oder Drittjobs garantieren den meisten ein einigermaßen sicheres Leben. Der Kapitalismus löst seine Versprechen nicht ein. Was wäre für Sie eine geeignete  Alternative?

S.W.: Wir müssen den Wirtschaftsfeudalismus überwinden, der ökonomische Macht in der Hand von Familiendynastien konzentriert und der Oberschicht leistungslose Millioneneinkommen sichert, weil sie wie der alte Adel andere für sich arbeiten lässt. Es muss endlich eingelöst werden, was schon die Aufklärung gefordert hat: dass die Perspektive eines Menschen von seinem Talent und seiner Lebensleistung statt von seiner Herkunft abhängt. Der Schlüssel dafür ist eine andere Verfassung des Wirtschaftseigentums.

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