„Wer unrealistische Dinge verspricht, den nehmen die Wähler nicht ernst“
Sahra Wagenknecht im Interview mit der WELT
Nach dem Absturz der Linkspartei sagt Sahra Wagenknecht, welche Kurskorrekturen die Partei nun vornehmen muss. Die Linke müsse vor allem realistischer sein – und sich auf eine andere Klientel fokussieren. Auch in der Migrationspolitik fordert sie eine Veränderung.
WELT: Frau Wagenknecht, nach dem desaströsen Wahlergebnis will sich die Linke neu aufstellen. Wie wollen Sie daran mitwirken?
Sahra Wagenknecht: Indem ich dafür werbe, zum Anspruch unserer Gründungsjahre als Partei der sozialen Gerechtigkeit zurückzukehren. Die soziale Schicht, die wir erreichen, ist in den letzten Jahren immer kleiner geworden. Wir laufen Gefahr, zu einer Partei des weitgehend gut situierten akademischen Fridays-for-Future-Milieus zu werden. Menschen ohne akademische Ausbildung oder außerhalb der Großstädte wählen uns kaum noch.
Aber damit verlieren wir genau diejenigen, die eine linke Partei in erster Linie vertreten sollte: normale Arbeitnehmer, Familien mit mittleren und kleinen Einkommen, Ältere mit niedrigen Renten, auch viele Selbstständige, die die Regierung in der Corona-Zeit völlig im Stich gelassen hat.
WELT: Wie sähe denn eine inhaltliche Neuausrichtung à la Wagenknecht konkret aus?