"Kaesers Besuch bei Putin war vernünftig"
Interview mit Sahra Wagenknecht, erschienen in Handelsblatt Online am 10.04.2014
Sahra Wagenknecht hat einen hektischen Tag. Interviews, Bundestag, und dann ist sie auch noch krank. Vor ihrem Bürofenster im Berliner Jakob-Kaiser-Haus rieselt Aprilwetter-Regen. Die 44-jährige Linken-Fraktionsvize sitzt in einer schlichten Couch-Ecke, im grauen Kostüm und mit schwarz-roter Halskette, und nippt an einem Erkältungstee. Es gibt viel zu besprechen, von Putin über die Euro-Krise bis zur AfD. Und natürlich die Grünen, die Wagenknecht neulich schwer verärgert hatten.
Frau Wagenknecht, in der östlichen Ukraine drohen sich die Ereignisse der Krim-Krise zu wiederholen. Für Nato-Generalsekretär Rasmussen ist das ein Anlass zu größter Besorgnis". Wie bewerten Sie die Lage?Die gesamte Entwicklung gibt Anlass zu größter Besorgnis, und dafür trägt der Westen eine beträchtliche Mitverantwortung. Die EU muss jetzt eine Strategie der Deeskalation fahren. Sachliche Gespräche mit Russland sind nötig, und keine Drohgebärden. Letztlich kann die Situation nur entspannt werden, wenn in der Ukraine eine Regierung gebildet wird, die alle Teile der Bevölkerung repräsentiert und auch der russischen Minderheit signalisiert, dass ihre Interessen anerkannt und respektiert werden.