Ostergeschenk an die Finanzmafia
Artikel von Sahra Wagenknecht, erschienen im Neuen Deutschland am 19.04.2014
Sahra Wagenknecht über die Emission einer griechischen Staatsanleihe und den ab 2020 zu erwartenden Schulden-Offenbarungseid
Es war das zweifelhafteste Comeback des Jahres: Die Finanzmafia erlaubt es Griechenland, sich wieder unter die Diktatur der Finanzmärkte zu begeben. Von der konservativ-bürgerlichen Regierung in Griechenland und der EU-Kommission wurde das stolz als Osterwunder verkauft. Verwunderlich ist daran zunächst nur, dass die internationalen Renditejäger - zum nicht geringen Teil Hedgefonds - der griechischen Regierung zu knapp fünf Prozent und damit zu einem geringeren Zinssatz Geld leihen als im April 2010. Damals bat Griechenland die EU-Partner um Finanzhilfe, um einen unkontrollierten Staatsbankrott abzuwenden. Seitdem hat sich aber die Lage nicht verbessert. Im Gegenteil: Die Staatsverschuldung ist heute höher als damals, mehr als ein Fünftel der Wirtschaftsleistung ist durch die diktierten Kürzungsmaßnahmen ausradiert worden, die Massenarbeitslosigkeit ist hoch und liegt für Jugendliche weiterhin bei untragbaren 60 Prozent, die Löhne sinken und die Wirtschaft verharrt in Deflation.