Sahra Wagenknecht

"Das ist wie Gammelfleisch abkaufen"

Interview mit Sahra Wagenknecht, erschienen im österreichischen "Standard" am 13.11.2014

13.11.2014

Für die deutsche Linke-Politikerin ist die EZB ein Reizwort: Sie erkauft sich mit billigem Geld Zeit, die Banken profitieren

STANDARD: Sie meinten kürzlich, die Europäische Zentralbank habe keine Stresstests durchgeführt, sondern Zombiebanken einen Persilschein ausgestellt. Was meinen Sie damit?

Wagenknecht: Obwohl bekannt ist, dass die europäischen Banken noch faule Papiere in der Größenordnung von etwa 1000 Milliarden Euro in ihren Büchern halten, wurde seitens der EZB ein nur sehr geringer Kapitalbedarf festgestellt. Das ist schon auffällig und wirft Fragen auf, wie die Szenarien dieses Stresstests ausgelegt waren. Offenbar ging es darum, den meisten Banken zu bescheinigen, dass sie ausreichend kapitalkräftig sind. Die Leverage Ratio (bei der Leverage Ratio wird das Eigenkapital ins Verhältnis zur gesamten Bilanzsumme gesetzt, Anm.) beispielsweise bei der Deutschen Bank liegt bei 2,38 Prozent – das heißt, das Institut ist ausgesprochen schlecht kapitalisiert. Und die EZB hatte nichts, gar nichts, zu bemängeln.

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