„Die Linken sollten sich für die einsetzen, die es schwer haben“
Interview von Sahra Wagenknecht mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, erschienen am 17.04.2021
Ihre Kritiker sagen, es gebe zwischen dem Kampf gegen Diskriminierung und für soziale Gerechtigkeit gar keinen Widerspruch. Sie würden ihn stattdessen künstlich herstellen.
Zwischen dem Kampf gegen Diskriminierung und für soziale Gerechtigkeit gibt es keinen Widerspruch. Aber die sogenannte Identitätspolitik kämpft eben nicht gegen Diskriminierung und für Gleichheit. Sie überhöht die Unterschiede. Der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung zum Beispiel ging es darum, dass die Hautfarbe keine Rolle mehr spielen sollte und alle Menschen gleiche Chancen haben. In den identitätspolitischen Debatten von heute ist es umgekehrt: Da wird die Abstammung oder die sexuelle Orientierung zum Kriterium dafür, ob jemand über ein bestimmtes Thema überhaupt reden darf. Das ist kein Kampf um Gleichheit, sondern um Sonderrechte. Dieses Herangehen spaltet die Gesellschaft, weil es gerade das Trennende und nicht das Gemeinsame in den Mittelpunkt stellt.