"Diktatur der Troika"
Interview mit Sahra Wagenknecht, erschienen in der ZEIT am 08.05.2013
Die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht über die Zukunft des Euro und Oskar Lafontaines Rolle im Wahlkampf
DIE ZEIT: Will Die Linke den Euro aufgeben oder will das nur Oskar Lafontaine?
Sahra Wagenknecht: Niemand will den Euro aufgeben. Oskar Lafontaine hat darauf hingewiesen, dass die derzeitige Politik der Kanzlerin den Euro und am Ende Europa zerstört. Diese Position vertritt Die Linke seit Langem.
ZEIT: Lafontaine hat die Rückkehr zu nationalen Währungen gefordert und im Wahlprogramm steht: "Die Linke tritt nicht für ein Ende des Euro ein."
Wagenknecht: Der Euro ist nur zu erhalten, wenn Deutschland aufhört, Lohndumping auf Kosten seiner Nachbarn zu betreiben. Französische Landwirte gehen pleite, weil sie mit den Hungerlöhnen von fünf Euro auf deutschen Spargel- und Erdbeerfeldern nicht konkurrieren können. Die französische Industrie hat seit 2002 30 Prozent ihrer Weltmarktanteile verloren. In Spanien und Griechenland ist jeder Vierte arbeitslos, unter Jugendlichen mehr als jeder Zweite. Wenn all das, was wir für Deutschland fordern Reallohnsteigerungen, höhere Renten, bessere Sozialleistungen , nicht realisierbar ist, haben die anderen Länder nur die Chance, den Euro zu verlassen und ihre Währung abzuwerten. Diesen Zusammenhang hat Oskar Lafontaine beschrieben. Es war eine Warnung, kein Wunsch.
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