Sahra Wagenknecht

"Wir erleben zur Zeit eine planlose, realitätsuntaugliche Politik"

t-online-Interview mit Sahra Wagenknecht vom 12.04.2024

12.04.2024

t-online: Das BSW könnte bei den anstehenden Wahlen in Ostdeutschland das Zünglein an der Waage werden, eventuell sogar mit in die Regierung gehen. Hat Ihre Partei dafür überhaupt genug erfahrene Leute?

Sahra Wagenknecht: Die Umfragewerte sind ein großer Vertrauensvorschuss. Das freut mich sehr. Ich habe aber auch großen Respekt davor. Auf unseren Wahllisten werden viele stehen, die nicht aus der Politik kommen. Kompetente Bürgerinnen und Bürger aus der Mitte der Gesellschaft, die bisher als Unternehmer, Krankenschwester, Lehrer, Arzt oder Handwerker gearbeitet haben. Solche Menschen gehören in die Parlamente.

Sie wären zu einer Regierungsbeteiligung also noch nicht fähig?

Doch, selbstverständlich. Auf unseren Listen werden auch Persönlichkeiten mit politischer und administrativer Erfahrung kandidieren, wie die Oberbürgermeisterin von Eisenach, Katja Wolf, auch andere ehemalige Bürgermeister und langjährige Kommunalpolitiker. Gerade diese Mischung aus Erfahrenen und Neueinsteigern macht das Neue und den Charme unserer Partei aus.

Was wären Ihre Forderungen?

Wir brauchen eine vernünftige Wirtschaftspolitik. Kleine und mittlere Unternehmen müssen stärker unterstützt, bürokratische Zumutungen abgebaut werden. Das Verbrenner-Aus auf EU-Ebene muss zurückgenommen werden. Eine Landesregierung, an der wir uns beteiligen, muss die Bundesregierung über den Bundesrat in dieser Frage zum Handeln zwingen. Außerdem brauchen wir eine radikal andere Bildungspolitik. Es muss wieder so sein, dass Schüler in der Grundschule erst einmal ordentlich lesen, schreiben und rechnen lernen. Die Vermittlung dieser elementaren Kenntnisse muss im Mittelpunkt stehen und nicht eine wolkige "Kompetenzorientierung".

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