Sahra Wagenknecht

Kopf hoch, nicht die Hände!

Grußwort an die Beschäftigten bei Klüh

21.09.2010

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Umgang des Klüh-Konzerns und der „Air Berlin" mit Euch ist ein einziger Skandal. Beide Unternehmen setzen darauf, dass es im Reinigungsgewerbe nur einen niedrigen gewerkschaftlichen Organisationsgrad gibt und die prekären Arbeitsbedingungen eine bessere Organisierung verhindern.

Ihr habt durch Eure Beteiligung an den Streiks der IG BAU im Oktober letzten Jahres gezeigt, dass auch die Beschäftigten im Reinigungsgewerbe zu Arbeitskämpfen bereit und in der Lage sind. Das stört den Klüh-Konzern offenbar und führt jetzt dazu, dass Ihr abgewickelt werden sollt. Dass der Klüh-Konzern sich von sich aus nicht mehr an der Ausschreibung der Reinigungsarbeiten der „Air Berlin" beteiligen will und dass „Air Berlin" eine Kostensenkung von 20% für die Reinigungskosten erwartet, erscheint ein abgekartetes Spiel der beteiligten Unternehmen zu sein.

Dabei betrug der Umsatz der Klüh-Gruppe in 2009 620 Millionen Euro und führte – genaue Zahlen nennt Klüh ja bekanntermaßen nicht – auch bei den Gewinnen zu „zufriedenstellenden Zahlen". „Air Berlin" erwirtschaftete 2009 einen Gewinn von 28,5 Millionen Euro vor Steuern. Kostensenkung heißt also nichts anders als Gewinnmaximierung für die Aktionäre, zulasten der Beschäftigten.

Wie zynisch klingt da die Selbstdarstellung von Klüh im Unternehmensportrait 2010: „Während weltweit Menschen ihren Job verloren oder sich mit Gehaltskürzungen zufrieden geben bzw. für das gleiche Geld länger arbeiten müssen, hat die Klüh-Gruppe in der Krise die Zahl der Arbeitsplätze ausbauen können und im letzten Jahr mehr als 2.000 neue Mitarbeiter eingestellt, die nach dem im jeweiligen Land gültigen Tarif bezahlt werden."
Wenn Klüh seine eigenen Aussagen ernst nimmt, muss das heißen: Keine Entlassungen, keine Gehaltskürzungen, keine Mehrarbeit für die Beschäftigten- auch nicht unter den vorgeschobenen Kostendruckargumenten. Bei Eurer Auseinandersetzung mit Klüh wird zudem erneut deutlich: wir brauchen endlich einen gesetzlichen Mindestlohn von 10 Euro!

Solidarische Grüße
Sahra Wagenknecht