Sahra Wagenknecht im Interview mit Robb Report 3/2021
Ein Kind aus armen Verhältnissen hat heute viel schlechtere Bildungsmöglichkeiten als eines aus reichen. Und sehen Sie, wie viele mies bezahlte Jobs es gibt: Da können die Leute jeden Tag schuften und kommen doch nie auf einen grünen Zweig. Vielfach betrifft das außerordentlich wichtige und verantwortungsvolle Tätigkeiten, denken Sie an die Pflegeberufe. Für mich ist es links, sich für echte Chancengleichheit und gute Löhne einzusetzen. Aber ganz sicher ist es nicht links, Menschen zu bevormunden und auf sie herabzusehen. Sie zu belehren, wie sie zu reden, zu denken und zu leben haben.
Das ist eine bittere Niederlage für DIE LINKE. Wichtig ist jetzt, über die Ursachen zu reden. Wir haben jetzt seit mehreren Jahren mit wenigen Ausnahmen eher maue Wahlergebnisse gehabt. Und ich denke, das hat damit zu tun, dass DIE LINKE sich in den letzten Jahren immer weiter von dem entfernt hat, wofür sie eigentlichgegründet wurde: als Interessenvertretung für normale Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, für Rentnerinnen und Rentner.
Wenn es eine Möglichkeit gibt, für bessere Löhne, höhere Renten, gerechtere Steuern und bessere Bildungschancen etwas in diesem Land zu bewegen, dann sollten wir in eine Regierung eintreten, keine Frage. Aber im Wahlkampf hat sich mehr und mehr gezeigt, dass weder Olaf Scholz noch Annalena Baerbock solche Veränderungen wirklich wollen und daher auch kaum ein Interesse an einer Koalition mit der Linken haben.
Die soziale Schicht, die wir erreichen, ist in den letzten Jahren immer kleiner geworden. Wir laufen Gefahr, zu einer Partei des weitgehend gut situierten akademischen Fridays-for-Future-Milieus zu werden. Menschen ohne akademische Ausbildung oder außerhalb der Großstädte wählen uns kaum noch.
Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht hat angesichts der Wahlverluste ihrer Partei eine Kurskorrektur gefordert. Wagenknecht sagte MDR AKTUELL, viele Menschen sähen die Linke nicht mehr als ihre Interessenvertretung an. Sie hätten das Gefühl, man wolle sie belehren, statt ihnen zuzuhören. Das müsse jetzt dringend korrigiert werden. Sonst laufe man Gefahr, in die politische Bedeutungslosigkeit zu rutschen. Wagenknecht betonte, die Partei sei gegründet worden für Arbeitnehmer, für kleine Selbständige und für ältere Menschen.
Ein sinnloser Krieg hat ein schmähliches Ende gefunden – und ein womöglich blutiges obendrein. Aus dem beschlossenen Abzug wurde ein kopfloses Davonrennen und die Zurückgebliebenen sind schutzlos der Willkür und eventuellen Rachegelüsten der siegreichen Taliban überlassen worden. Aber Blut ist in Afghanistan ohnehin viel geflossen, seit am Hindukusch „unsere Sicherheit“ verteidigt wurde.
Ein Gastbeitrag von Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch
Wir müssen die normalen Leute – die Mehrheit in diesem Land – entlasten! Mehr Brutto und mehr Netto vom Brutto! Höhere Löhne, höhere Renten, weniger Steuern, fairere Abgaben und bei den Energiepreisen keine Abzocke, die als Klimaschutz verkauft wird. Diese Politik hätte auch ihren Preis, den aber diesmal die "oberen 30 Prozent" bezahlen müssten, die laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung seit 20 Jahren auf Kosten der Mehrheit entlastet wurden. Politik für die unteren 70 Prozent der Bevölkerung ist gefragt. Armin Laschet, Annalena Baerbock und Olaf Scholz stehen auf der Seite der oberen 30 Prozent.
Im Interview mit watson.de geht es um Sahra Wagenknechts neues Buch "Die Selbstgerechten", um soziale Gerechtigkeit, Fridays for Future, Gendern, um innerparteiliche Konfliktlinien und um die Aufgaben, vor denen die Linke steht.
Sahra Wagenknecht im Gespräch mit dem Tagesspiegel, erschienen am 12.06.2021
Ich kämpfe für ein gutes Ergebnis. Die Linke ist die einzige Partei, die garantiert keiner Rente mit 68 zustimmen wird. Die einzige, die noch nie für Aufrüstung oder einen Krieg gestimmt hat und übrigens, anders als alle anderen, auch nicht von Rüstungskonzernen oder anderen Wirtschaftslobbys geschmiert wird. Deshalb ist es so wichtig, dass die Linke im Bundestag bleibt.
Dass sich die Menschen von den linken Parteien nicht mehr repräsentiert fühlen, hat auch mit der neoliberalen Politik zu tun. Das Politikpaket aus Links- und Neoliberalismus besteht darin, dass man fleißig Antidiskriminierungs- oder Frauenbeauftragte schafft und gleichzeitig einen riesigen Niedriglohnsektor, in den vor allem Frauen und Migranten abgedrängt werden. Das eine ist fürs gute linke Gewissen und das andere ist die bittere Realität für Millionen Menschen, deren Lebensverhältnisse sich verschlechtern. Die rechten Parteien sind ein Ventil für die dadurch entstehende Wut. Heute wählen viele Geringverdiener gar nicht mehr oder eben rechts. Es sollte eigentlich jeden Linken umtreiben, dass die AfD eine Art neuer Arbeiterpartei ist. Keine Partei wird von so vielen Arbeitern gewählt wie die AfD, obwohl sie gar kein soziales Angebot für die Arbeiterschaft hat.
Sahra Wagenknecht im Interview mit Matthias Kohlmaier, erschienen auf gmx
Als Linke müssen wir den Menschen zeigen, dass wir sie respektieren und für ihre Probleme und Nöte da sind. Das ist der Linken in ihren ersten Jahren gut gelungen, da müssen wir wieder anknüpfen. Niemand wählt Parteien, von denen er sich von oben herab behandelt und nicht ernst genommen fühlt.
Ja, wir haben riesige soziale Probleme - jetzt noch einmal verschärft durch die Corona-Krise. Viele Menschen leben in beengten Wohnverhältnissen und haben Jobs, für die es kein Homeoffice gibt. Es ist doch kein Zufall, dass das Virus am stärksten in den ärmeren Wohnvierteln wütet. Aber statt diese Menschen am Arbeitsplatz besser zu schützen, beschließt man Ausgangssperren und macht Gastronomie und Einzelhandel dicht. Wichtiges Thema bleibt zudem das Problem der Altersarmut. Da geht es nicht nur um Menschen, die schon ihr Leben lang unter Armut gelitten haben: Auch Durchschnittsverdiener machen sich große Sorgen, wovon sie im Alter leben können.
Sahra Wagenknecht im Interview mit der österreichischen Tageszeitung Der Standard
„Mich stört, wenn Privilegierte auf jene herabschauen, die ihr Grillfleisch beim Diskounter kaufen, weil sie eben mehr rechnen müssen. Gutverdiener in topsanierten Altbauwohnungen haben natürlich auch viel weniger Probleme, wenn Heizöl und Sprit teurer werden. Weniger Begünstige in Kleinstädten, die auf ihren Dieselwagen angewiesen sind, sehen das anders.“
Sahra Wagenknecht ist die prominenteste Linkspolitikerin Deutschlands. Doch nun geht sie in ihrem neuen Buch «Die Selbstgerechten» mit den Linken Parteien hart ins Gericht. Wie will sie die linke Politik ändern? Das Gespräch mit Sahra Wagenknecht.
Ist Grün also jetzt unsere Farbe der Hoffnung? Gibt es wirklich eine Mehrheit im Land, die sich nichts sehnlicher wünscht als Annalena Baerbock im Kanzleramt? Oder was steckt hinter den immer erratischeren Ausschlägen der Umfrageinstitute, die immerhin noch im letzten Sommer die CDU/CSU im Höhenflug und die FDP haarscharf an der fünf Prozent Hürde sahen?
Sahra Wagenknecht im Podcast Interview „heute wichtig“ von Stern und RTL
“Die Selbstgerechten – Mein Gegenprogramm für Gemeinsinn und Zusammenhalt” heißt Sahra Wagenknechts neues Buch. Wagenknecht analysiert darin, wieso es für ihre Partei seit geraumer Zeit bergab geht.
Die identitätspolitische Lifestyle-Linke, die kein Verständnis für die Lebensprobleme und die Weltsicht normaler Leute hat, macht die Rechte stärker und sorgt dafür, dass viele gar nicht mehr wählen. Und zwar gerade die, deren Stimme und Interessenvertreter linke Parteien eigentlich sein müssten: Menschen, denen es nicht so gut geht, denen Bildungschancen vorenthalten wurden, die unter der Politik der vergangenen Jahrzehnte und der Globalisierung zu leiden hatten. Diese Menschen erreichen wir immer weniger.